
Irmgard Stohlmann
Zahlen sind Abstrakte, sie schaffen Realitäten. Vielleicht aber auch umgekehrt; viel Reales kann man in Formeln und Werte übersetzen. Gleiches gilt für die Malerei: aus einem Motiv in der Welt oder in der individuellen Phantasie wird ein flächiges Szenario.
Vielleicht aber auch umgekehrt: aus in Farb- und Flächenkombinationen gebildeten Formeln rechnet das Hirn des Betrachters so: Assoziation + Phantasie = Definition. Es entsteht eine Deutung. Sehen sucht Sinn. So wie man in der Mathematik regelhaft links und rechts vertauschen kann, kann man mit manchen Bildern von Irmgard Stohlmann verfahren: Auf den Kopf gestellt erschließen sie sich dem „aha, ach ja, ja klar, das ist …“ gleichermaßen, wenn auch mit anderem Resultat. Stilistisch extrem vielfältig, in Motivwahl und expressionistischer Performance virtuos variierend, strebt sie nach Harmonien im Bild wie in einer mathematischen Gleichung: müssen dort links und rechts gleichwertig sein, so sollen in ihren Bildern das Motiv und die Machart in Waage bleiben. Logos meets Mystik, ein Spannungsfeld, das sich durch jedes, erst recht die Summe aller Werke zieht.
Malerei, bekennt Irmgard Stohlmann, sei für sie auch Selbst-Reflexion. Gut für die Bilder und deren Betrachter, dass sie auf so manches erstaunlich differenziert vielschichtige, reflektierte Antworten hat.
Portrait: © Irmgard Stohlmann
Fotos der Kunstwerke: © Irmgard Stohlmann